New Work und mentale Gesundheit: Expertentipps für die richtige Balance

New Work bringt uns zwar Flexibilität, Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit, hat aber auch Schattenseiten. Die ständige Verfügbarkeit, der Druck, immer mehr zu leisten und die Befürchtung, nicht mithalten zu können oder etwas zu verpassen, erzeugt Stress. Die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben verschwimmen zudem immer mehr und Work-Life-Balance wird zu Work-Life-Blending. Angesichts dieser Herausforderungen muss die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz in den Fokus rücken. So möchten wir über dieses Thema sprechen, die Risikofaktoren am Arbeitsplatz beleuchten und Euch Tipps und Strategien zur Förderung mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz von einer erfahrenen Achtsamkeitstrainerin vorstellen.

Mehr über Resilienz findest findest Du hier: RESILIENZ. WARUM DIE FÄHIGKEIT IN DER NEUEN ARBEITSWELT UNERLÄSSLICH IST

INHALT:

  1. Status Quo
  2. Risikofaktoren am Arbeitsplatz
  3. Expertentipps: So gelingt die Balance
  4. Fazit
Mentale Gesundheit bildlich dargestellt. Ein ausgeschnittenes Bild eines Gehirns wird von zwei Frauenhänden gehalten.

Status Quo

Die DAK hat eine Statistik veröffentlicht, die aufzeigt, welchen Krankheitsarten die meisten Arbeitsunfähigkeitstage geschuldet sind. An dritter Stelle mit gut 16% befinden sich psychische Erkrankungen. Eine weitere Statistik (Statista) zeigt auf, dass die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen stetig wachsen. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben sich diese sogar fast verdreifacht. Auffällig ist weiterhin, dass die Frauen fast doppelt so stark betroffen sind. Die Zahlen sind alarmierend. Fakt ist auch, dass die tatsächlichen Fehltage bei psychischen Krankheiten fast dreimal so hoch sind wie bei anderen Erkrankungen.

Ob Depression, Angststörung oder Burn-Out – die Ursachen für die Entstehung einer psychischen Krankheit sind vielfältig. Manche Menschen sind genetisch bedingt anfälliger oder haben mit schwierigen Lebenssituationen zu kämpfen. Da die Arbeit allein zeitlich gesehen einen sehr großen Teil unseres Lebens einnimmt, sind auch hier Ursachen zu finden. Deshalb ist es so wichtig hier präventive Maßnahmen zu ergreifen und auf die mentale Gesundheit zu achten.

Risikofaktoren am Arbeitsplatz

Trotz der Herausforderungen, die unser Arbeitsalltag mit sich bringt – sei es der Stress, den wir bewältigen müssen, die Konflikte, die auftreten, oder die Anpassung an neue Arbeitsbedingungen – ist unsere berufliche Tätigkeit von großer Bedeutung für unser Selbstbild, unser Selbstwertgefühl und unsere Identität. Sie strukturiert unseren Tag und ermöglicht uns soziale Kontakte außerhalb unseres privaten Umfelds. Unter günstigen Arbeitsbedingungen kann die Arbeit sogar einen positiven Einfluss auf unsere psychische Gesundheit haben.

Dennoch gibt es im beruflichen Umfeld eine Vielzahl von Faktoren, die zu psychischen Belastungen führen und das Wohlbefinden der Mitarbeiter beeinträchtigen können. Oft ist es eine Kombination mehrerer Faktoren, die eine entscheidende Rolle spielt und die Entstehung von psychischen Störungen begünstigen kann.

  • Ständige Verfügbarkeit:  In der heutigen digitalen Arbeitswelt wird von vielen Arbeitnehmern (wir sprechen hier überwiegend von Bürojobs) erwartet, dass sie ständig erreichbar sind. Dies führt zu einem Gefühl der permanenten Überwachung. Mitarbeiter fühlen sich oft gezwungen, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar zu sein. Dies hat zu Folge, dass sie Schwierigkeiten haben, wirklich abzuschalten. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt, was zu chronischem Stress und Erschöpfung führen kann.
  • Arbeitsintensität: Hohe Arbeitsbelastungen, enge Zeitpläne und das Erfordernis, dauerhaft hohe Leistung zu erbringen, können erheblichen Druck erzeugen. Eine solche Intensität kann auf Dauer zu Burnout und anderen stressbedingten Erkrankungen führen.
  • Unterforderung: Wenn Mitarbeiter dauerhaft Aufgaben erledigen, die unter ihrem Qualifikationsniveau liegen, führt dies zu Langeweile, Unzufriedenheit und einem Gefühl der Sinnlosigkeit. Fehlende Herausforderungen können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und langfristig zu psychischen Problemen wie Depressionen und Burnout führen.
  • Handlungs- und Entscheidungsfreiraum: Ein Mangel an Autonomie und Kontrolle über die eigenen Arbeitsaufgaben kann frustrierend sein und das Gefühl der Hilflosigkeit verstärken. Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, wenig Einfluss auf ihre Arbeit und deren Ablauf zu haben, kann dies ihre Zufriedenheit und psychische Gesundheit negativ beeinflussen.
  • Isolation/Einsamkeit: Besonders in Zeiten von Remote-Arbeit kann das Gefühl der Isolation zunehmen. Der fehlende direkte Kontakt zu Kollegen und das Fehlen sozialer Interaktionen im Büro können Einsamkeit und Depressionen begünstigen. Dies wurde während der Pandemie besonders deutlich, da hier depressive Erkrankungen vermehrt aufgetreten sind.
  • Arbeitsumgebung: Eine unzureichend gestaltete Arbeitsumgebung, sei es durch Lärm, schlechte Beleuchtung oder ergonomisch unzureichende Möbel, kann nicht nur die physische, sondern auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen.
  • Team/Betriebsklima: Ein schlechtes Betriebsklima, geprägt von Konflikten, evtl. sogar Mobbing, mangelndem Zusammenhalt oder fehlender Unterstützung unter Kollegen, kann die Arbeitszufriedenheit erheblich mindern und das Stressniveau erhöhen.
  • Führungskraft: Die Art und Weise, wie Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern umgehen, spielt eine entscheidende Rolle. Ein unterstützender, wertschätzender Führungsstil kann die psychische Gesundheit fördern, während ein autoritärer oder gleichgültiger Führungsstil das Risiko für Stress und Burnout erhöht.
  • Vereinbarkeit/Work-Life-Balance: Die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben, bekannt als Work-Life-Blending, macht es schwierig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. Wenn die Arbeit überhandnimmt und keine ausreichende Zeit für Erholung, Familie und persönliche Interessen bleibt und die Mitarbeiter Schwierigkeiten haben, sich zu erholen und Stress abzubauen, kann es langfristig zur Erschöpfung und Burnout führen. Die mentale Gesundheit leidet.
  • (Un-)Sicherheit: Häufige Veränderungen im Unternehmen, wie Umstrukturierungen, Fusionen oder Entlassungen, können zu Unsicherheit und Angst unter den Mitarbeitern führen. Die Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens und des eigenen Arbeitsplatzes kann das Stressniveau erhöhen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität ist essenziell für das psychische Wohlbefinden.

Expertentipps: So gelingt die Balance

Kurz zu Claudia

Wir haben mit Claudia Müller, der erfahrenen Gesundheitsexpertin von der INTER Versicherungsgruppe, zum Thema mentale Gesundheit gesprochen. Sie arbeitet seit 1998 in verschiedenen vertrieblichen Positionen bei der INTER. Claudia war 2015 selbst an Burnout erkrankt und hat sich daraufhin zur Trainerin für Stressmanagement, Kursleiterin für Burnout-Prävention und progressive Muskelrelaxion und Entspannungstherapeutin und -pädagogin weitergebildet. Mittlerweile hat sie ein eigenes Key Account Management für Gesundheits- und Stressmanagement und die Online-Seminarreihe „entspannt ins Wochenende“ ins Leben gerufen.

Portrait von Claudia Müller einer Gesundheitsexpertin bei der INTER Versicherungsgruppe

Klassisches Zeitmanagement

Natürlich gibt es diverse Methoden aus dem Zeitmanagement, die genutzt werden können, um Stress am Arbeitsplatz zu vermeiden oder zu reduzieren. Timeboxing ist z.B. eine effektive Strategie, um den Arbeitstag (und auch den gesamten Tag) in Zeitblöcken zu planen. So kann man sich besser auf die bevorstehenden Aufgaben fokussieren. Mit der Pomodoro-Technik werden immer 25-minütige Arbeitseinheiten geplant. Daraufhin folgt immer eine 5-minütige Pause. Nach vier erledigten Einheiten sollte immer eine längere Pause folgen. In Intervallen arbeitet man nämlich produktiver. Entscheidend sind zudem die Pausen. Die kurzen Pausen sind dafür da, um dem Geist eine Ablenkung zu gönnen. In den längeren Pausen sollte man sich unbedingt bewegen und damit die Hirnfunktionen wieder aktivieren.

Aber auch das beste Zeitmanagement nützt nichts, wenn plötzliche Ad-hoc-Aufgaben auftauchen und die Planung durcheinanderbringen. Deshalb empfiehlt Claudia immer nur 60% der zur Verfügung stehenden Zeit zu verplanen, sodass täglich noch ein Zeitpuffer übrigbleibt. So stellen sich regelmäßige Erfolgserlebnisse ein und Frust aufgrund von nicht erledigten Aufgaben kann vermieden werden.

Neben diesen Zeitmanagement-Techniken sind Achtsamkeit und Selbstfürsorge entscheidend, um die mentale Gesundheit zu stärken. Claudia hat uns fünf wertvolle Achtsamkeitstipps speziell für den Sommer mitgegeben, die helfen können, den Arbeitsalltag entspannter und gesünder zu gestalten:

Was bedeutet „achtsam sein“?

In der heutigen digitalen Zeit arbeiten wir alle Multitasking – also genau genommen das Gegenteil von achtsam. Während des Frühstücks schon die ersten Mails checken, Facebook und Insta scrollen – wer kennt das nicht? Dabei hätte es der gutduftende Kaffee durchaus verdient, bewusst wahrgenommen und genossen zu werden. Achtsamkeit bedeutet HEUTE.HIER.JETZT.

Achtsam in den Sommer:

Die ersten Sonnenstrahlen locken nach draußen und laden zum Entspannen ein. Das Summen der Bienen, das Gezwitscher der Vögel und der Duft nach frisch gemähtem Gras sind Balsam für die Seele. Inmitten eines stressigen Alltags im Sommer erinnert uns unser Körper daran, wie wichtig es ist, Ruhephasen bewusst zu genießen. Achtsamkeit hilft dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Dankbarkeit zu spüren. Es ist wichtig, bewusst zu entschleunigen, um die Schönheit der Umgebung wirklich wahrnehmen zu können. Ein achtsamer Lebensstil ermöglicht es, auf die Bedürfnisse von Körper und Seele zu hören. Fragen nach dem Glück und der Wichtigkeit im Leben spielen dabei eine zentrale Rolle.

Innehalten und einfach mal stehen bleiben:

Einfach mal innehalten und achtsam sein hilft Dir, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken und Dir bewusst zu machen, wofür Du dankbar sein kannst. Dafür ist es jedoch notwendig, bewusst langsamer zu werden, um Deine unmittelbare Umgebung genauer wahrnehmen zu können. Es geht nicht darum, schnell zu erkennen, dass die Sonne scheint, sondern sich auch die Zeit zu nehmen, die warmen Strahlen auf deiner Haut zu spüren. Ein achtsamer Lebensstil ermöglicht es Dir, bewusst auf die Bedürfnisse deines Körpers und deiner Seele zu achten. Fragen wie „Was macht mich glücklich?“ oder „Was ist mir wichtig?“ spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Essenz des Lebens in vollen Zügen genießen:

Statt hektisch von einem Höhepunkt zum nächsten zu hetzen, bieten die Sommermonate die Möglichkeit, im Freien zu picknicken, barfuß durch den Park zu spazieren, sich im Fluss oder am Strand zu erfrischen oder ein kühles Bier mit Freunden zu genießen. Der Sommer lädt dazu ein, die Natur zu erleben und das Leben in vollen Zügen zu genießen! Dabei scheint sich das Wohlgefühl und die Zufriedenheit automatisch einzustellen. Unsere Stimmung verbessert sich und wir sprühen vor Energie. Ein angenehmes Gefühl, dass Du bewusst kreieren kannst.

So steigerst Du Deine Lebensqualität:

Eine gesteigerte Achtsamkeit kann nicht nur zu einem entspannteren Sommer führen, sondern insgesamt zu einer höheren Lebensqualität beitragen. Diese Achtsamkeit kann auf vielfältige Weise erreicht werden, sei es durch Meditation, bewusstes Essen, einen entspannten Badeausflug oder glückbringende Bewegungen – sei kreativ! Es geht einfach darum, sich selbst und seinem Körper etwas Gutes zu tun. Finde individuell heraus, was am besten zu Dir passt.

Guttuende Rituale:

Ein Ritual ist eine feierliche Handlung. Anders als Routinen oder Gewohnheiten hat ein Ritual immer einen emotionalen Wert. Eine sinnliche Komponente und damit einen hohen Grad an Bewusstsein! Wir genießen, was wir tun, und sind voll bei der Sache. Darin liegt der Hauptunterschied zu Gewohnheiten und Routinen, die wir oft nebenbei im Autopilot ausführen. Starte Deinen Morgen mit einem liebgewonnenen Ritual: ohne digitale Medien einen Tee oder Kaffee genießen und dabei den Tag begrüßen mit einer Affirmation: Das wird heute ein schöner Tag!

Zusätzlich zu den Tipps, hat Claudia uns noch die Aufnahme eines ihrer Seminare mit einer ganz besonderen Achtsamkeitsübung zur Verfügung gestellt. Folgt dem Link und genießt ganz bewusst das Wolkenspiel.

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Fazit

Die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ist von zentraler Bedeutung, insbesondere angesichts der zunehmenden Herausforderungen und Belastungen, die die moderne Arbeitswelt mit sich bringt. Indem wir uns der Risikofaktoren bewusst werden und aktiv Maßnahmen zur Stressbewältigung und Achtsamkeit ergreifen, können wir ein gesünderes und ausgeglicheneres Arbeitsumfeld schaffen. Die Achtsamkeitstipps, die Claudia Müller mit uns geteilt hat, bieten wertvolle Ansätze, um die mentale Gesundheit zu fördern und den Sommer entspannt und gestärkt zu erleben. Lasst uns diese Erkenntnisse nutzen, um achtsamer und bewusster mit uns selbst umzugehen und so langfristig unsere psychische Gesundheit zu unterstützen.

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